Orgelumbau 2019: Wie sieht sie aus?

Die Orgel der Lukas-Kirche gehört nicht nur zum festen Inventar des Bauwerks, sondern sie ist im Gottesdienst sowohl klingende Verkünderin des Evangeliums wie auch im Konzert Botschafterin der Musik aller Epochen und Stile: Ein unverzichtbarer Bestandteil des Gemeindelebens, der auch weit über die Gemeindegrenzen hinaus Ausstrahlung besitzt.

Als die jetzige Lukas-Orgel 1965 durch den Orgelbauer Dieter Noeske unter Verwendung von Teilen der Orgel von 1919 erstellt wurde, entsprach sie ganz dem Geschmack ihrer Zeit, genauso, wie die in diesen Jahren gebauten Plattenbauten, Parkhäuser und Autobahnen dem Zeitgeist entsprachen. Manches war gelungen und wird auch noch heute geschätzt, manches hat sich hingegen aus heutiger Sicht als Bausünde erwiesen, die den geltenden Maßstäben und Ansprüchen nicht gerecht werden kann.

Auch die Orgel der Lukas-Kirche trägt solch eine „Bausünde“ in sich: sie versperrt den Blick auf das große Rundfenster am westlichen Ende der Kirche. Dieses Fenster fungiert in Farbgebung und Form als Gegenstück zum Altarfenster. Dadurch, daß das kastenartige Gehäuse das Rundfenster zu großen Teilen verdeckt, kann der baulich beabsichtigte Bezug der beiden künstlerisch gestalteten Fenster, welche Ost- und Westseite des Gebäudes miteinander verbinden, vom Betrachter aber garnicht hergestellt werden:


Noeske-Orgel von 1965 mit teilweise verdecktem Rundfenster













Altarfenster

Die ursprüngliche Orgel, mit welcher die Lukas-Kirche 1919 von der Firma Furtwängler und Hammer ausgestattet worden ist, respektierte die Fenstergestaltung von Anfang an und schmiegte sich unter dem Fenster an die Westwand. Dadurch kamen sowohl Fenster wie auch Orgel optimal zur Geltung:

 Furtwängler&Hammer-Orgel von 1919

Diese „Bausünde“ wird nun im Rahmen der Innenrenovierung zum 100. Geburtstag der Lukas-Kirche „getilgt“: Die Orgel wird so umgestaltet werden, daß das Fenster wieder vollständig sichtbar ist und die gestalterische Absicht wieder erkennbar wird: Altarfenster und Rundfenster können nun wieder in Bezug aufeinander gesehen werden.


 Lukas-Orgel nach dem Umbau 2019


Dafür sind folgende Maßnahmen an der Orgel notwendig:

  • Das komplette Obergehäuse der Orgel wird entfernt.
  • Die drei größten Pfeifen des Mittleren Pfeifenfeldes (jede Pfeife ist über fünf Meter lang) werden aus der Vorderseite der Orgel herausgenommen und im Orgelinneren tiefer - und somit von Außen unsichtbar - wieder aufgestellt.
  • Die verbleibenden Prospektpfeifen (Prospekt = die sichtbare Vorderseite der Orgel) werden neu angeordnet, so daß sich wieder ein harmonisches Gesamtbild ergibt, welches aber das Rundfenster frei sichtbar belässt.


Somit fügt die Orgel sich wieder auf überzeugende Weise in den Kirchenraum ein, ohne die vorgegebenen Formen und Proportionen zu verletzen. Dabei verleugnet sie nicht ihre Baugeschichte und ihre Herkunft aus den 1960er Jahren, aber sie nimmt nun wieder Bezug auf die Erbauungszeit der Kirche: der durch den Wegfall des Obergehäuses entstehende sog. „Freipfeifenprospekt“ war auch in den 1920er Jahren schon durchaus üblich als Gestaltungsprinzip für Orgeln.


Die Arbeiten an der Lukas-Orgel werden von der Orgelbaufirma Scheffler aus Sieversdorf durchgeführt. Diese Firma verfügt über einen großen Erfahrungsschatz hinsichtlich romantischer wie pneumatischer Orgeln und über hervoragende Kompetenz bei der Restaurierung von Orgeln aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.